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PORTUGAL PIGMENTREISE

2 Monate Atelierzeit in einem wundervollen Waldhaus in Portugal. Das Kernthema der Arbeit von Deborah Kressebuch ist die Herstellung von Pigmenten und Farbmitteln.

Es began alles vor vielen Jahren. Vom Netzwerk, welches vor vielen Jahren als gesponserte Kitesurferin entstand, blieb eine ganz besondere Freundschaft über alle Jahre hinweg bestehen: Joao, Profiskipper beim Sieg des Americans Cup 2003 für Alinghi.

Seit einigen Jahren bot er ihr immer wieder sein Waldhaus als Winterresidenz an. 2021 musste dieses Vorhaben wieder verworfen werden, da Portugals Grenzen wegen Covid schlossen. 2023 war es dann endlich soweit: Mitte Januar erreichte sie das wunderschöne Waldhaus südlich von Lissabon. Deborah durfte hier so lange sie wollte bleiben und wirken. Das Haus mitten in einem Pinien- und Korkeichen Wald, umgeben von purer Stille war perfekt, sich endlich einmal tiefgründig und lange in ihre Arbeit zu vertiefen und das weiter zu entwickeln, wofür sie sonst nie die Zeit und Ruhe fand.

In Fachliteratur studierte sie nach alten Rezepturen und Verfahren in der Farbherstellung. Dafür hatte sie sämtliche Bücher mitgenommen. Darunter war das wunderbare Werk FARBENBUCH vom Alata Verlag. Sehr gut recherchierte Informationen und historisches, altes Wissen wird mit wunderschönen Aufnahmen wiedergegeben und ergibt so eine sehr gute Grundlage für ihr Arbeitsthema. 

Deborah Kressebuch hat sich auf die Suche nach den optimalen Herstellungsverfahren für gute Pigmente gemacht. Der Weg war lang und langsam, ausserdem sehr körnig:

Erstmal ging es um das finden der guten Stein - bei jedem Schritt suchte sie nach farbigem Gestein in ihrer unmittelbaren Umgebung und sammelte, von Steinen über Muscheln über alles andere was ihr besonders farbig vorkam.

Stundenlang und Tagelang zermörserte sie Steine in Pulver, siebte und mahlte weiter bis zum feinstmöglichen Staub und füllte das kostbare Gut in ihre Gläser ab. Eine körnige Schwierigkeit blieb bestehen: So farbig und inspirierend die Sammlung auch aussah, die Pigmente wollten oft ihre Farben nicht so stark hergeben wie sie auf den ersten Blick erschienen. Und ebenso war es die fortlaufende Herausforderung, wirklich kräftige, schöne Farben zu finden.

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Auf ihren Erkundungstouren im Land fand sie Ockergruben und viele farbige Muscheln an den Stränden, doch sie wollte auf eine noch spezifischere Farbenreise begeben: Eine ganze Woche nur Farben sammeln und ganz geziehlt, erst mal nach Google Maps, den farbigen Erden folgen. Wie vom Universum geschickt, traf sie auf einen weiteren Joao, diesmal, weil sie sich mit dem Bus in den Sand vergraben hatte, und er war zur Stelle, um sie wieder aus dem Sand zu schieben. Joao selbst ein Lebenskünstler, war gerade auf dem Heimweg von zwei Monaten Sammelreise für sein Naturmaterialien-Haus, das er ganz von Hand und selbst erbaute. Sein Bus war schwer beladen mit alten Schiffsbalken, Schwemmholz und wunderschönen Steinen. Niemand hätte ihr besser sagen können, wo sie ihre Farben finden werde! Die Hinweise führten sie an ganz unfassbar eindrückliche Orte.

Der Fundus war riesig und die darauf folgende Arbeit hart und langsam. Doch ergab sich eine breite Palette von Pigmenten, die sie fortlaufend mit verschiedenen Biindemitteln testete - In einem grossen Buch entstanden unzählige Teststreifen für jedes Pigment, jedes erhielt einen Namen und eine eigene Etikette. 

Sie wollte aber noch mehr herausfinden: Mit den Pigmenten zu malen ist das eine. Doch liess es ihr keine Ruhe, Rezepte für Kreiden und Farbstifte zu finden. Diese Suche stellte sich schwieriger heraus, aus der Fachliteratur fand sie nur wenige Anhaltspunkte, ein Rezept für Pastellkreiden, Hinweise für Ölkreiden. Das Internet brachte sie nur wenig weiter, bis auf die allgemeine Erkenntnis, das für Kreiden und besonders für Farbstifte extrem hochqualitative Pigmente mit starker Farbkraft nötig waren.

Sie brainstormte nach allen möglichen verdickenden Bindemitteln, kaufte im Supermarkt von Tapioca bis zu Gelatine alles was irgendwie verwendbar sein könnte - Tag für Tag führte nun sie Experimente zur Herstellung von Kreiden und Farbstiften durch und fand über eine lange Entwicklungskette von Versuchen schlussendlich zu ihren Rezepten für Pastell- und Ölkreiden sowie ein Rezept für Farbstifte.

Die eindrückliche Palette entstand fürs erste mit den Gornergrat Pigmenten - denn für die zunächst anstehenden Projekte brauchte sie die Palette der Gornergrat Farben als Kreiden und Farbstifte...

 

Auf dem Rückweg in die Schweiz Anfang März besuchte Deborah Kressebuch die Ockerfelsen in Luberon, wo sie weitere Antworten auf ihrer Suche nach der Herstellung hochqualitativer Farbpigmente fand. Das Museum offenbahrte ihr Prozesse der Reinigung der Pigmente, welche wiederum zu einer noch aufwändigeren Herstellung führten - sie aber ihrem Ziel noch näher brachte. 

Eines wurde ihr klar: Die Herstellung von Farben ist so aufwändig, dass sie eigentlich keinen Sinn macht, wenn man Farben aus der Industrie zur Verfügung hat - denn Zeit und Aufwand für die künstlerische Arbeit zieht sich damit in fast unbeschreibliche Dimensionen. Trotzdem nähert sie sich hier dem Kern ihrer Arbeit wie nie zuvor - ist es gerade diese kompromosslose Authenzitiät, welche für sie weitaus wichtiger und sinngebender ist als eine primäre kommerziell, attraktive Produktion.

 

Die Reise ist nicht zu Ende, bereits werden Wege vorbereitet, welche diese Umsetzung weiter voranbringen und die magische Alchemie der Farbherstellung in unserer schnellen Welt zur Kunst an sich machen. Ihrem kostbaren authentischen Kern.

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